Darmchirurgie und Enddarmchirurgie (Koloproktologie)
Die Dünn-, Dickdarm- und Enddarmchirurgie ist ein wesentlicher Schwerpunkt unserer Klinik. Eine große Zahl an Patienten mit entsprechenden Beschwerden kommt deswegen jährlich zu uns in die Sprechstunde. Chefarzt Gustav Peters hat eine Zusatzbezeichnung als Proktologe, das heißt, er hat bei der Ärztekammer eine Prüfung aufgrund ihrer operativen Erfahrung und ihres Fachwissens erfolgreich abgelegt.
Viele Patienten wissen gar nicht, was für ein komplexes Organ der Darm ist. Er ist der wichtigste Teil des Verdauungstraktes und reicht vom Magenpförtner bis zum After. Seine Länge beträgt bei einem erwachsenen Menschen acht Meter. Er unterteilt sich in den Dünndarm, den Dickdarm, den Mastdarm und den Enddarm (After). Der Dickdarm ist von Millionen von Mikroorganismen besiedelt, meist Bakterien, die zusammen die sogenannte Darmflora bilden.
So komplex der Darm mit seinen vielen Abschnitten ist, so komplex sind auch die ihn betreffenden Erkrankungen:
- Dünndarm
Darmverschluss durch Verwachsungen
Dünndarmdivertikel
Dünndarmblutungen - Dickdarm
Divertikelerkrankung
Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom)
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) *
Dickdarmentleerungsstörung (Verstopfung)
Wurmfortsatzentzündung (Appendizitis) - Mastdarm
Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom)
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) *
Stuhlentleerungsstörung Verstopfung (Opstipation)
Stuhlentleerungsstörung Inkontinenz
Darmvorfall (Prolaps) - Enddarm (After)
Hämorrhoidalleiden
Abszesse und Fisteln
Inkontinenz
Divertikelerkrankung
Die Divertikulose ist heutzutage eine der häufigsten Zivilisationskrankheiten. Divertikel, das sind Ausstülpungen der Schleimhaut in der Darmwand, entstehen durch altersbedingte Darmwandveränderungen, einen erhöhten Druck im Darm (Verstopfung) und auch durch eine ballaststoff- und faserarme Ernährung. Treten Beschwerden in Form von Schmerzen im linken Unterbauch auf, haben sich meist ein oder mehrere Divertikel entzündet (Divertikulitis).
Handelt es sich um eine kleinere Entzündung, kann diese mit Antibiotika behandelt werden. Tritt diese Entzündung immer wieder auf, muss der betreffende, Divertikel tragende Darmabschnitt entfernt werden. Liegt gar ein Darmdurchbruch vor oder erfolgt eine starke Blutung, muss schnellst möglich operiert werden. Dieser Eingriff erfolgt in der Regel minimal-invasiv (Schlüssellochtechnik).
Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom)
Dickdarmkrebs gehört in Deutschland zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen. Die Entstehung von Darmkrebs geht bei 20-30% der Fälle auf genetische Ursachen (familiäre Vorbelastung) zurück. Weitere Einflussfaktoren sind das Lebensalter, Ernährungsgewohnheiten (ballaststoffarme Ernährung, Alkohol im Übermaß, Fleischkonsum im Übermaß) und Lebensgewohnheiten (Rauchen, Bewegungsmangel). Empfehlenswert ist ab dem 55. Lebensjahr eine Darmspiegelung, die alle paar Jahre wiederholt werden sollte.
Beim Kolonkarzinom handelt es sich um ein bösartiges Geschwulst des Dickdarmes. In der Regel erfolgt primär die operative Entfernung des vom Tumor betroffenen Darmabschnitts mit den zugehörigen Lymphknotenabschnitten. Dieser Eingriff erfolgt konventionell oder minimal-invasiv (Schlüssellochchirurgie).Heutzutage ist nur noch manchmal bei Notfalleingriffen und bei einem Darmverschluss die Anlage eines künstlichen Darmausganges (Anus praeter) notwendig. Die an die Operation anschließende Therapie (evtl. Chemotherapie) wird interdisziplinär in der Tumorkonferenz festgelegt und richtet sich nach dem Befund der Gewebeprobe, die bei der Operation entnommen wurde.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Colitis ulcerosa und Morbus Crohn zählen zu den chronischen Erkrankungen, die über einen langen Zeitraum verlaufen. Die Krankheiten verlaufen in Schüben, das heißt, beschwerdefreie Phasen und Krankheitsschübe wechseln sich ab. Beide Krankheiten werden medikamentös von den Gastroenterologen behandelt, es treten aber immer wieder akute und chronische Komplikationen auf, die eine chirurgische Behandlung nötig machen. Dies ist der Fall, wenn die medikamentöse Behandlung nicht anspricht, oder beim Auftreten von nicht beherrschbaren Blutungen, der Bildung von Abszessen und Fisteln sowie bei einem Darmverschluss oder einer Blutvergiftung. Bei der Colitis ulcerosa auch noch in dem Fall, das ein Krebs nachgewiesen ist oder Krebsgefahr besteht.
In der Visceralchirurgischen Klinik steht das gesamte Spektrum an operativen Maßnahmen und ein hohes Maß an Erfahrung zur Behandlung dieser beiden chronischen Krankheiten zur Verfügung. Mit den Gastroenterologen wird eng zusammengearbeitet, um optimale Ergebnisse für unsere Patienten zu erzielen.
Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom)
Beim Rektumkarzinom handelt es sich um ein bösartiges Geschwulst des Mastdarmes. Bei der Behandlung dieser Krebsart haben sich in den letzten Jahren erhebliche Veränderungen durch die Einführung neuer Operationstechniken ergeben, die die chirurgischen Ergebnisse erheblich verbessert haben. Eine dieser neuen Techniken ist die Totale Mesorektale Excision (TME), bei der der gesamte, den Mastdarm umgebende Fettkörper mit entfernt wird. Tief sitzende Tumore können besser erreicht werden, der Blutverlust bei dieser Methode ist insgesamt geringer. Ein wesentlicher Aspekt ist die Schonung der Blasen- und Sexualfunktion der operierten Patienten, sowie die Tatsache, dass nur in seltenen Fällen ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) angelegt werden muss, da in der Regel der Schließmuskel verbleiben kann.
Kleinere Tumore ohne Lymphknotenmetastasen werden in der Regel ohne Vorbehandlung operiert. Größerer Tumore und solche mit Lymphknotenbefall werden mit einer kombinierten Strahlen- und Chemotherapie vorbehandelt, um den Tumor mit dem Ziel zu verkleinern, schließmuskelerhaltend operieren zu können. Die Vorgehensweise wird in der interdisziplinären Tumorkonferenz festgelegt.
Liegt ein höheres Tumorstadium vor, müssen vor der Operation eine Bestrahlung und eine Chemotherapie erfolgen. Oft kann so eine vollständige Heilung vom Krebs erreicht werden. Wird der Patient vorbestrahlt, muss jedoch ein künstlicher Darmausgang bis zur Heilung der Darmnaht angelegt werden.
Stuhlentleerungsstörung Verstopfung (Opstipation)
Die Unfähigkeit, den Stuhlgang zu entleeren, ist eine den Patienten sehr quälende Erkrankung, die aber durch einen erfahrenen Proktologen deutlich gebessert werden kann. In der Regel helfen schon Medikamente. Mechanische Hindernisse, wie ein Darmvorfall in die Scheide (Rektozele), ein Darmvorfall über den After (Prolaps) oder eine Enddarmenge, bedürfen jedoch der operativen Therapie.
Stuhlentleerungsstörung Inkontinenz
Die Unfähigkeit, den Stuhlgang zu halten (Inkontinenz), belastet den Patienten sehr. Neben den konservativen Therapieansätzen (Medikamente, Bio-Feedback-Training) kann oft durch einen operativen Eingriff geholfen werden: Durch Einsetzen eines analen Schrittmachers, der über die Rückenmarknerven des Kreuzbeines den Beckenboden stimuliert, kann bei 70% der Patienten eine Besserung der Beschwerden erreicht werden.
Dieses Verfahren wird in der Viszeralchirurgischen Klinik seit Jahren erfolgreich angewendet.
Hämorrhoidalleiden
Hämorrhoiden sind arterielle Blutschwämme, die den vollständigen Verschluss des Afters gewährleisten. Erst die Hämorrhoidalvergrößerung bewirkt das Hämorrhoidalleiden.
Ursachen für eine Hämorrhoidalvergrößerung sind eine ballaststoffarme Ernährung, Stuhlunregelmäßigkeiten und ein zu langer Aufenthalt auf der Toilette (mehr als fünf Minuten).
Eine Hämorrhoidalvergrößerung ersten Grades äußert sich durch einen Juckreiz, zweiten Grades durch Blutungen und dritten Grades durch Schmerzen.
Die Therapie erfolgt nach den Stadien des Hämorrhoidalleidens und der Hämorrhoidenvergrößerung:
im Stadium I: ballaststoffreiche Kost
Stuhlregulierung, ggf. Verödung der Hämorrhoiden
im Stadium II: Maßnahmen wie in Stadium I, zusätzlich
Gummibandunterbindung
Segmentale Verkleinerung einer Hämorrhoide (OP nach Milligan Morgan)
bei zirkulärem Befall Verkleinerung der Hämorrhoiden mit dem Klammernahtgerät
(OP nach Longo)
Im Stadium III: Behandlung wie in Stadium II, aber, da oft eine Thrombose in den Hämorrhoiden
vorliegt, wird eine dringliche Operation notwendig
Abszesse und Fisteln
Der Analabszess und die Analfistel sind die gleiche entzündliche Erkrankung, nur mit dem Unterschied, dass der Abszess akut auftritt und die Fistel chronisch ist.
Die Entzündung entsteht ausgehend von den schleimbildenden Drüsen des Afters und erstreckt sich bis zum Fettgewebe der Analregion.
Die Therapie umfasst die komplette Entfernung des Eiters und die Entfernung des abgestorbenen und des entzündlichen Abszessmaterials. Fisteln werden, wenn sie tief verlaufen, in mehreren Sitzungen operiert, um den Schließmuskel zu schonen.